GUS-Insights Teil III: Ursachen von Schulverletzungen
Montag, 27. Juli 2020
Nachdem wir in den beiden ersten Teilen unserer neuen Serie Schulverletzungen nach dem Geschlecht und nach dem Ort der Verletzung betrachtet haben, wenden wir uns heute den Ursachen von Schulverletzungen zu. Hierzu greifen wir auf die vier Erhebungswellen vom Schuljahr 2015/16 (Befragung der 6. Jahrgangsstufe) bis zum Schuljahr 2018/19 (Befragung der 9. Jahrgangsstufe) zurück und betrachten die Zustimmung der befragten Schüler*innen zu insgesamt vier Aussagen, die sich mit dem Hergang der Schulverletzung beschäftigen. Diese Aussagen werten wir zudem getrennt nach dem Ort der Schulverletzung aus.
Da es im Rahmen von standardisierten Befragungen kaum möglich ist, den Hergang einer Verletzung detailliert zu erfassen, zielte die GUS-Befragung darauf ab, sich den Ursachen von Schulverletzungen auf der Basis von vier Aussagen zu nähern, die von den betroffenen Schüler*innen bewertet werden sollten. Diese Aussagen sollen vorrangig abbilden, ob die Verletzung aus Fremdverschulden, Selbstverschulden, aus einer äußeren Ursache (wie der Umgebung oder aus einem Gegenstand) oder aus Pech resultierte. Zur Bewertung der vier Aussagen konnten die befragten Schüler*innen zwischen fünf Antwortoptionen auswählen, die von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft voll und ganz zu“ reichten. Die vier Aussagen lauteten hierbei:
- Pech: „Dass ich mir diese Verletzung zugezogen habe, war einfach nur Pech.“
- Umgebung: „Dass ich mich verletzt habe, lag an der Umgebung oder an einem Gegenstand (unebener Boden, Hindernis im Weg usw.).“
- Andere Person: „An meiner Verletzung war eine andere Person schuld.“
- Selbstverschulden: „An meiner Verletzung war ich selbst schuld.“
In der Abbildung sind die summierten Anteile derjenigen Schüler*innen ausgewiesen, welche die Aussagen mit „trifft eher zu“ oder „trifft voll und ganz zu“ bewerteten.
Demnach stimmten, je nach Ort der Verletzung, zwischen 36 und 46 Prozent derjenigen Schüler*innen, die von mindestens einer Verletzung mit Schulbezug in den vergangenen 12 Monaten berichteten, der Aussage zu, dass die Verletzung aus Pech resultierte. Die höchste Zustimmung ist hierbei unter jenen Schüler*innen mit einer Verletzung im Schulsport zu erkennen, während sich die übrigen Werte kaum voneinander unterscheiden. Die äußere Umgebung bzw. ein Gegenstand oder Hindernis werden von weit mehr als der Hälfte jener Schüler*innen für die Verletzung verantwortlich gemacht, die eine Schulwegeverletzung erlitten haben. Diese Verletzungsursache spielt hingegen bei Schulsportverletzungen die geringste Rolle. Deutliche Unterschiede treten bei der Aussage zum Fremdverschulden zutage: Während die Anteile bei den Schulhof- und Schulgebäudeverletzungen besonders hoch ausfallen, bewertet nur ein gutes Viertel der Schüler*innen mit einer Schulsport- oder Schulwegeverletzung die entsprechende Aussage als eher oder voll und ganz zutreffend. Schließlich gab ein knappes Drittel der verletzten Schüler*innen an, selbst an der Verletzung schuld gewesen zu sein. Hierbei sind keine großen Unterschiede zwischen den vier Verletzungsorten erkennbar.
Da es aus diesen Befunden kaum möglich ist, die Ursachen von Schulverletzungen vollumfänglich zu entschlüsseln, wurde in der Analyse der GUS-Daten ein anderer Weg beschritten, um sich diesen zu nähern. Konkret wurde auf der Basis multivariater statistischer Modelle für Längsschnittdaten untersucht, welche individuellen und schulischen Merkmale für die Wahrscheinlichkeit prägend sind, Schulverletzungen zu erleiden. Hierzu haben wir vor einigen Wochen eine Publikation bei der Zeitschrift „Journal of School Health“ eingereicht, die sich dieser Fragestellung annimmt und sich gegenwärtig noch im Review-Prozess befindet. Sobald diese Publikation erschienen ist, werden Sie es auf diesen Seiten erfahren.
In unserer nächsten Episode widmen wir uns den Folgen von Schulverletzungen und berücksichtigen auch hier wieder die verschiedenen Orte der Verletzung.