GUS-Insights Teil II: Schulverletzungen nach Geschlecht

Montag, 29. Juni 2020

Wie angekündigt betrachten wir im heutigen zweiten Teil unserer neuen Serie, wie sich die von den Schüler*innen berichteten Schulverletzungen im Rahmen der Studie Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter (GUS) nach dem Ort der Verletzung und nach dem Geschlecht verteilen. Hierzu greifen wir erneut auf die vier Erhebungswellen vom Schuljahr 2015/16 (Befragung der 6. Jahrgangsstufe) bis zum Schuljahr 2018/19 (Befragung der 9. Jahrgangsstufe) zurück. Insgesamt liegen für diesen Zeitraum 37.061 Beobachtungen von Schüler*innen vor, für die wir sowohl Informationen zu erlittenen Schulverletzungen als auch zum Geschlecht erhoben haben. Diese rund 37.000 Beobachtungen stammen dabei von mehr als 13.000 Schüler*innen, da in GUS dieselben Schüler*innen im Zeitverlauf wiederholt befragt werden. Zudem verteilen sie sich relativ gleichmäßig nach dem Geschlecht, wobei etwas mehr Beobachtungen von Mädchen als von Jungen vorliegen (52,6 vs. 47,4 Prozent bzw. 19.509 Beobachtungen von Mädchen und 17.552 von Jungen).

Wie aus der Abbildung ersichtlich wird, unterscheiden sich Jungen und Mädchen kaum hinsichtlich erlittener Verletzungen im Schulgebäude.  Auch bei den Schulwegeverletzungen sind die Unterschiede überschaubar, wenngleich sie mit einer empirischen Irrtumswahrscheinlichkeit von 2,7% statistisch signifikantes Niveau erreichen und somit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in der Grundgesamtheit (d. h. unter allen Schüler*innen, die im Schuljahr 2014/15 die fünfte Jahrgangsstufe einer weiterführenden Regelschule in den 14 in GUS berücksichtigten Bundesländern besuchten) ein Geschlechterunterschied bei Schulwegeverletzungen vorliegt.

Die deutlichsten Unterschiede treten bei den Schulsport- und Schulhofverletzungen zutage: Während sich Mädchen häufiger im Schulsport verletzen als Jungen (empirische Irrtumswahrscheinlichkeit: 99,5 Prozent), fällt der Anteil an erlittenen Schulhofverletzungen für Jungen nahezu doppelt so hoch aus wie für Mädchen (empirische Irrtumswahrscheinlichkeit: >99,9 Prozent).

Die Unterschiede in der Betroffenheit von Schulverletzungen für die verschiedenen Verletzungsorte nach dem Geschlecht zeigen sich übrigens in konsistenter Weise, sofern man die vier berücksichtigten Erhebungswellen getrennt analysiert. Für alle berichteten Schulverletzungen (also unabhängig vom Ort) hat diese Verteilung zur Folge, dass sich der „Gender Gap“ in der Betroffenheit von Schulverletzungen im Zeitverlauf zunehmend schließt: Waren in der 6. und 7. Jahrgangsstufe noch signifikant mehr Jungen von Schulverletzungen betroffen als Mädchen, so gibt es in der 8. und 9. Jahrgangsstufe keine statistisch signifikanten Unterschiede mehr. Dies hängt damit zusammen, dass sich die Häufigkeit von Schulhofverletzungen (von denen Jungen häufiger betroffen sind als Mädchen) im Zeitverlauf reduzierte (siehe Teil I unserer Serie), während sich die Häufigkeit von Schulsportverletzungen (von denen Mädchen häufiger betroffen sind als Jungen) kaum verändert hat. Da mit zunehmendem Alter der Schüler*innen generell weniger Schulverletzungen auftreten, stieg der Anteil von Schulsportverletzungen an allen berichteten Schulverletzungen im Zeitverlauf sogar stetig an – und sorgte letztlich auch dafür, dass sich Mädchen und Jungen in ihrer Betroffenheit von Schulverletzungen (unabhängig vom Ort der Verletzung) stetig annäherten.