Wie häufig tragen Kinder beim Radfahren einen Fahrradhelm?

Montag, 1. Oktober 2018

Die Diskussion um eine Helmpflicht für Radfahrer in Deutschland flammt immer wieder auf. Während beispielsweise bei unseren Nachbarn in Österreich alle Kinder unter 12 Jahren einen Fahrradhelm tragen müssen, ist dies in Deutschland nicht der Fall. Ein Helm, so argumentieren die Befürworter, reduziere das Risiko schwerer Kopfverletzungen bei einem Sturz. Dies wird von den Gegnern einer verpflichtenden Regelung nicht bezweifelt – jedoch argumentieren sie, eine Helmpflicht könne dazu führen, dass weniger Menschen Radfahren und sich gegebenenfalls auch Autofahrer „sicherer fühlen“ und entsprechend unvorsichtiger fahren. Vielmehr fordern sie, die Radwege auszubauen und sicherer zu gestalten.

Wir haben uns einmal angeschaut, wie häufig Kinder einen Fahrradhelm tragen, und ob Kinder mit zunehmendem Alter seltener zum Helm greifen. Im Rahmen der GUS-Studie haben wir in der sechsten Klasse begonnen, Kinder zu fragen, wie häufig sie einen Helm tragen, wenn sie Fahrrad fahren. Zum Zeitpunkt der ersten Befragung im Schuljahr 2015/16 waren die Kinder im Schnitt 12 Jahre alt. Von insgesamt 9600 befragten Kindern, die Rad fahren, gaben seinerzeit rund 47 Prozent an, währenddessen immer einen Helm zu tragen. Da wir die Kinder auch in den zwei Folgejahren danach gefragt haben, können wir klare Alterseffekt beobachten: Im Alter von ca. 13 Jahren (7. Schuljahr) gaben nur noch 31 Prozent und im Alter von 14 Jahren (8. Schuljahr) gar nur 20 Prozent an, immer einen Fahrradhelm zu tragen. Die untenstehende Abbildung gibt Aufschluss über die gesamte Verteilung.

Schauen wir auf einige Detailergebnisse, so zeigt sich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem sozio-ökonomischen Status und dem Tragen eines Helms gibt. In allen Erhebungswellen tragen Kinder, die aus einer Familie mit einem hohen sozio-ökonomischen Status stammen, durchweg häufiger einen Fahrradhelm, als Kinder die in einem Haushalt mit einem niedrigeren Status aufwachsen. Dieser Zusammenhang ist für alle drei Wellen statistisch signifikant.

Auch erkennen wir Unterschiede, wenn wir Stadt- und Landregionen betrachten. Kinder und Jugendliche, die aus ländlicheren Gebieten stammen, tragen weniger häufig den Schutz als Kinder, die aus städtischen Regionen kommen. Über alle Wellen hinweg lässt sich ein Unterschied von acht Prozentpunkten feststellen, wenn wir die Befragten betrachten, die angaben, immer einen Helm zu tragen, wenn sie Fahrrad fahren.

Das Geschlecht hingegen spielt keine Rolle: Jungen wie auch Mädchen ähneln sich in dieser Hinsicht.

Wie sieht es nun mit der Verletzungshäufigkeit aus? Wenn wir unterstellen, dass Jugendliche, die regelmäßig einen Fahrradhelm tragen, sich durch vorsichtigeres, bedachteres Verhalten weniger häufig verletzten, so müsste sich dies in den Daten widerspiegeln. Tatsächlich lässt sich ein Zusammenhang feststellen, auch wenn dieser nur gering ausfällt: Rund 24 Prozent der damals 12-Jährigen Kinder, die immer oder häufig einen Helm tragen, gaben an, sich eine Verletzung im Schulkontext zugezogen zu haben. Hingegen waren es 27 Prozent der Kinder, die angaben, manchmal oder nie einen Helm zu tragen. Dieses Ergebnis bleibt bis zum 14 Lebensjahr konstant.