GUS-Insights Teil VII: Einflussfaktoren auf Schulsportverletzungen (3)

Montag, 19. Oktober 2020

In unserem letzten Teil zu Einflussfaktoren auf Schulsportverletzungen widmen wir uns heute verschiedenen Unterrichtsinhalten im Sportunterricht und deren Zusammenhängen mit dem schulsportlichen Unfall- und Verletzungsgeschehen. Hierzu greifen wir diesmal allein auf die fünfte Erhebungswelle der GUS-Studie aus dem Schuljahr 2018/19 (Befragung der 9. Jahrgangsstufe) zurück, da wir nur in dieser Erhebung nach der Häufigkeit bestimmter Unterrichtsinhalte im Sportunterricht und nach dem Unterrichtsinhalt, bei dem sich eine berichtete Schulsportverletzung zugetragen hat, gefragt haben.

Von insgesamt 851 berichteten Schulsportverletzungen in der fünften Erhebungswelle lassen sich zunächst 716 (=84 Prozent) einer der neun Sportarten bzw. Unterrichtsinhalten zuordnen, die wir bei der Frage nach dem Unterrichtsinhalt, bei dem sich die berichtete Schulsportverletzung zugetragen hat, vorgegeben haben (siehe untenstehende Tabelle).

Dabei ereigneten sich die weitaus meisten Verletzungen beim Basketball (165, 19% an allen Schulsportverletzungen). Dahinter folgen, in ähnlicher Größenordnung, die Sportarten Turnen, Volleyball, Leichtathletik und Fußball. Am Ende der Liste stehen 12 Verletzungen, die sich beim Hockey zugetragen haben. Die Zahl der Verletzungen alleine lässt jedoch keinen Schluss auf die Verletzungsgefahr im Schulsport zu, da wir nicht wissen, wie oft die einzelnen Sportarten im Unterricht ausgeführt werden.

Die folgende Grafik weist nun die Häufigkeiten der Sportarten bzw. Unterrichtsinhalte im Sportunterricht aus. Die zugehörige Abfrage erfolgte, indem die Schüler*innen die Häufigkeit, in der diese Sportarten im Sportunterricht innerhalb der letzten 12 Monate vorgekommen sind, auf einer Vier-Punkt-Skala mit den Ausprägungen „gar nicht“, „selten“, „manchmal“ und „oft“ bewerten sollten. Aus pragmatischen Gründen (und um die Informationen aller Schüler*innen einzubeziehen) wurden dabei die Mittelwerte auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 3 (oft) berechnet.

Hier wird eine andere Gewichtung als in der ersten Grafik ersichtlich: so wird der Unterrichtsinhalt „Aufwärmen“ am weitaus häufigsten im Schulsport praktiziert – bei der Häufigkeit der Verletzungen rangierte das Aufwärmen jedoch fast am Ende der Liste. Basketball, die Sportart bei der sich die meisten Verletzungen zugetragen haben, liegt bei der Häufigkeit der im Schulsport ausgeübten Sportarten bzw. Unterrichtsinhalte an vierter Stelle. Lauf- und Fangspiele sowie Volleyball und Leichtathletik werden recht häufig ausgeübt, Fußball, Handball und Hockey dagegen deutlich seltener.

Um nun die Informationen aus beiden Tabellen zusammenzuführen und auf dieser Grundlage Aussagen über die relative Verletzungsgefahr der verschiedenen Sportarten bzw. Unterrichtsinhalte treffen zu können, wurde wie folgt verfahren: Die Werte für Basketball (für die Zahl an Verletzungen) und Aufwärmen (für die Häufigkeit der Ausübung im Sportunterricht) wurden als Referenz gesetzt und anschließend für alle übrigen Sportarten und Unterrichtsinhalte die Verletzungszahlen bzw. die Werte zur Häufigkeit der Unterrichtsinhalte an diesen Werten relativiert. Somit haben Basketball (in der ersten Grafik) und Aufwärmen (in der zweiten Grafik) jeweils die Werte 1, während alle übrigen Sportarten und Unterrichtsinhalte Werte aufweisen, die kleiner als 1 sind (da durch die Werte 165 bzw. 2,36 geteilt wird).

Generell deuten hohe Werte auf eine hohe Verletzungsgefahr der jeweiligen Sportart bzw. des jeweiligen Unterrichtsinhalts hin, da bei hohen Werten einerseits der Zähler vergleichsweise große Werte annimmt (d. h. es ereignen sich relativ gesehen viele Verletzungen bei dieser Sportart), andererseits der Nenner klein ist (d. h. die Sportart bzw. der Unterrichtsinhalt wird vergleichsweise selten ausgeübt). In einer letzten Grafik sind nun die neun Sportarten bzw. Unterrichtsinhalte in der Reihenfolge ihrer relativen Verletzungsgefahr dargestellt:

Insgesamt erweist sich Basketball als die Sportart mit der höchsten relativen Verletzungsgefahr. Sie hat einerseits den höchsten Wert des Zählers (1), da sich beim Basketball die meisten Verletzungen zutragen. Andererseits hat Basketball im Nenner nur einen vergleichsweise niedrigen Wert, da Basketball zwar recht häufig, aber eben doch seltener als andere Sportarten bzw. Unterrichtsinhalte im Sportunterricht ausgeübt wird. Den mit 1 höchsten Nennerwert weist das Aufwärmen auf, da es im Sportunterricht mit Abstand am häufigsten durchgeführt wird. Dafür ereignen sich aber nur sehr wenige Verletzungen beim Aufwärmen, so dass dieser Unterrichtsinhalt hinsichtlich seiner relativen Verletzungsgefahr auf dem letzten Platz rangiert. Auch Lauf- und Fangspiele sowie Hockey sind demnach vergleichsweise „ungefährliche“ Unterrichtsinhalte. Dagegen finden sich auf den vorderen Plätzen Fußball und Turnen wieder, während die beiden Ballsportarten Volleyball und Handball ebenso wie die Leichtathletik im Mittelfeld rangieren.

In der nächsten Episode unserer Serie werden wir uns eingehender mit den Verletzungen auf dem Weg von und zur Schule beschäftigen und Einflussfaktoren, wie zum Beispiel das Verkehrsmittel, genauer betrachten.