FZDW-Serie zur 13. Bevölkerungsvorausberechnung Teil 2

Donnerstag, 21. Mai 2015

Im zweiten Teil unserer Serie zur neuen 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung geht es heute um das Thema Geburtenverhalten. Dabei liefern wir Antworten auf folgende Fragen: Was ist überhaupt gemeint, wenn von der zusammengefassten Geburtenziffer die Rede ist? Wie hat sich diese im Zeitverlauf entwickelt? Und wie wird sich gemäß den Annahmen des Statistischen Bundesamts das Geburtenverhalten in Zukunft entwickeln?

Die zusammengefasste Geburtenziffer ist die zentrale Maßzahl, wenn über das Thema Fertilität diskutiert wird. Ihr Wert, der sich um 1,4 bewegt, ist landläufig bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, was diese Zahl genau ausdrückt.

Die zusammengefasste Geburtenziffer setzt sich aus den sogenannten altersspezifischen Geburtenziffern zusammen. Diese geben an, wie viele Kinder 1.000 Frauen eines bestimmten Altersjahrgangs (z. B. 1.000 34-jährige Frauen) im Verlaufe eines Kalenderjahres zur Welt gebracht haben. Dabei deckt die berücksichtigte Lebensspanne der Frauen das sogenannte „gebärfähige Alter“ ab, das in der Demografie vom 15. bis zum 49. Lebensjahr reicht. Die folgende Abbildung stellt die altersspezifischen Geburtenziffern 1991 und 2012 dar:

Altersspezifische Geburtenziffern 1991 und 2012

Offensichtlich ist in den letzten 20 Jahren das Lebensalter, in dem Frauen die meisten Kinder gebären, angestiegen. Besonders gut ist dies an den jeweiligen Gipfeln der Kurven zu erkennen: Lag der höchste Wert in 1991 noch bei 28 Jahren (in 1991 haben 1.000 28-jährige Frauen 98 Kinder zur Welt gebracht), so liegt er 2012 schon bei 31 Jahren (101 Kinder). Insgesamt werden Geburten somit später realisiert als noch vor einigen Jahren – sie werden aber tatsächlich aufgeschoben und nicht aufgehoben. Hierfür spricht, dass die zusammengefasste Geburtenziffer, in der nun die Summe der altersspezifischen Geburtenziffern (geteilt durch 1.000) gebildet wird, in beiden Jahren sehr ähnliche Werte von 1,3 (1991) bzw. 1,4 (2012) aufweist. Im Mittel bekommen also, so ist diese Maßzahl zu interpretieren, 1.000 Frauen über die gesamte Phase des gebärfähigen Alters hinweg, 1,3 bzw. 1,4 Kinder.

In der folgenden Abbildung ist nun zu ersehen, wie sich die zusammengefasste Geburtenziffer in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat und wie sie sich gemäß den beiden Annahmen des Statistischen Bundesamts künftig entwickeln wird:

Geburtenrate

Für das frühere Bundesgebiet ist ersichtlich, dass sich die Geburtenziffer bereits seit den 1970er-Jahren auf dem heutigen Niveau von ca. 1,4 Kindern je Frau bewegt. In den neuen Bundesländern nahm die Geburtenziffer unmittelbar nach der Wiedervereinigung einen historisch niedrigen Wert von 0,8 an, um sich danach jedoch an den Wert der alten Bundesländer anzugleichen (und diesen in den letzten Jahren sogar zu übertreffen).

Angesichts der Stabilität der Geburtenziffer in den letzten Jahrzehnten nimmt das Statistische Bundesamt in seiner Annahme G1 an, dass sich bis ins Jahr 2060 nichts ändern und die Geburtenziffer einen stabilen Wert von 1,4 Kindern je Frau annehmen wird. Die zweite Annahme (G2) ist etwas optimistischer und erwartet einen allmählichen Anstieg der Geburtenziffer auf einen Wert von 1,6, der sich nach 2028 dann auf diesem Niveau stabilisiert.

Bleibt die Geburtenziffer weiterhin stabil (wie in Annahme G1) oder steigt sogar leicht an (wie in Annahme G2), so mag man intuitiv vermuten, dass dies mit einer Konstanz oder gar einem Anstieg in der konkreten Geburtenzahl einhergeht. Dass dem aber nicht so ist, erfahren Sie in der kommenden Woche in Teil 3 unserer Serie.