FZDW-Serie zur 13. Bevölkerungsvorausberechnung Teil 1
Donnerstag, 7. Mai 2015
Ende April stellte der Präsident des Statistischen Bundesamts, Roderich Egeler, im Rahmen einer Pressekonferenz die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung und deren Ergebnisse vor. Für all diejenigen, die sich mit der demografischen Entwicklung beschäftigen, eine überaus bedeutsame Meldung – denn auf den Zahlen der Wiesbadener Statistiker basiert die Diskussion über das Ausmaß und die Konsequenzen einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung. Wir stellen Ihnen an dieser Stelle in den nächsten Wochen vor, was es mit der neuen Bevölkerungsvorausberechnung auf sich hat, welche Ergebnisse sie liefert und wie diese zu interpretieren sind. Heute geht es in einem ersten Teil um die Frage, was Bevölkerungsvorausberechnungen überhaupt sind.
Im Rahmen von Bevölkerungsvorausberechnungen wird der Versuch unternommen, die Bevölkerungszahl und die Altersstruktur einer gegebenen Gebietseinheit vorauszuberechnen. Für die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung stellt das gesamte Bundesgebiet die interessierende Gebietseinheit dar. Die Statistischen Landesämter führen auf der Grundlage der Ergebnisse der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zudem sogenannte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnungen für ihre jeweils interessierende Gebietseinheit (also für das entsprechende Bundesland) durch. So ist nach Auskunft des Statistischen Landesamts im Herbst mit der neuen regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung für Hessen zu rechnen.
Eine Bevölkerungsvorausberechnung erhebt nicht den Anspruch, die Bevölkerungszahl und Altersstruktur einer Bevölkerung exakt vorherzusagen. Vielmehr möchte sie aufzeigen, wie sich Bevölkerungszahl und Altersstruktur entwickeln würden, wenn bestimmte Annahmen zu jenen Faktoren tatsächlich eintreten würden, die für die Entwicklung von Bevölkerungszahl und Altersstruktur maßgeblich sind. Es geht also am Sinn einer Bevölkerungsvorausberechnung vorbei, wenn ihre Ergebnisse als exakte Prognose für einen bestimmten Zeitraum dargestellt werden. So ist es, dies nur am Rande, jedoch häufig in den Medien zu lesen. Dort wird dann bspw. berichtet, die Bevölkerung in Deutschland im Jahre 2060 belaufe sich nur noch auf 67,5 Millionen Menschen.
Die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung unterscheidet sich von der 12. Vorausberechnung vom November 2009 zentral in der verwendeten Ausgangsbasis: Gründete die 12. Vorausberechnung noch auf den Fortschreibungen der Volkszählung 1987 in der ehemaligen Bundesrepublik und der Zählung von 1981 in der früheren DDR, so basiert die neue Vorausberechnung erstmals auf den Ergebnissen des ZENSUS 2011 und seiner Fortschreibung. Zudem unterscheiden sich beide Vorausberechnungen in der Zahl der getroffenen Annahmen zu den drei Einflussgrößen Fertilität/Geburtenverhalten, Sterblichkeit/Lebenserwartung sowie zu den Wanderungsbewegungen: Während die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung drei Annahmen zur Entwicklung der Geburtenrate, zwei Annahmen zur Lebenserwartung sowie zwei Annahmen zu Wanderungen formulierte, begnügt sich die neue Vorausberechnung mit jeweils zwei Annahmen zu den drei Faktoren. Dies hat zur Folge, dass im Rahmen der alten Vorausberechnung die Ergebnisse von insgesamt 12 Varianten ausgewiesen sind, während die neue Vorausberechnung mit 8 Varianten auskommt. Als Variante wird dabei eine Kombination von Annahmen zu den drei Einflussgrößen bezeichnet.
Im kommenden Beitrag erfahren Sie, welche Annahmen das Statistische Bundesamt zu dem Einflussfaktor Fertilität getroffen hat. Bis dahin wünschen wir Ihnen eine gute Zeit!