Demografischer Wandel? Nicht in der BILD-Zeitung!

Freitag, 29. August 2014

Schon im Jahr 2000 spielte das Thema demografischer Wandel in der Presseberichterstattung eine große Rolle – ein Umstand, der sich bis heute kaum verändert hat. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung des FZDW zur Häufigkeit der Berichterstattung über den demografischen Wandel in den Jahren 2000 bis 2013 in drei großen Tageszeitungen.

Presseberichterstattung

Die Analyse macht aber auch deutlich, dass Begriffe wie „demografischer Wandel“, „Demografie“ oder „demografische Entwicklung“ (auch mit „ph“ geschrieben) zwar sehr häufig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ebenfalls recht häufig in der Süddeutschen Zeitung, faktisch aber gar nicht in der BILD-Zeitung enthalten sind.

Dies korrespondiert mit Forschungsergebnissen des FZDW aus den Jahren 2008, 2011 und 2012, wonach das Wissen um demografische Entwicklungstrends sehr eng mit der formalen Bildungsqualifikation verknüpft ist. Zieht man zusätzlich die Resultate des sogenannten Media-Micro-Zensus heran, so werden die Zusammenhänge noch klarer: die Leserschaft der drei analysierten Tageszeitungen ist sozialstrukturell extrem unterschiedlich: So weisen 45 Prozent aller Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss auf. Für die Leserschaft der Süddeutschen Zeitung trifft dies immerhin noch zu 39 Prozent, für die Leser der BILD-Zeitung dagegen nur zu 4 Prozent zu. Hier dominieren dagegen die Leser mit Haupt- bzw. Volksschulabschluss (mit und ohne Lehre), die 53 Prozent der Bild-Leserschaft ausmachen. Die entsprechenden Werte für die FAZ und die Süddeutsche belaufen sich dagegen nur auf 12 bzw. 13 Prozent.

Zur technischen Vorgehensweise: Die Medienanalyse bezog sich ausschließlich auf die Hauptausgabe (Deutschland) der drei Medien. Im Falle der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung wurden nur Artikel aus den Ressorts Politik und Wirtschaft berücksichtigt. In der DIGAS-Datenbank des Axel-Springer-Verlags gab es keine entsprechende Auswahlmöglichkeit. Entsprechend wurden dort alle Artikel berücksichtigt. Über die jeweiligen Archivdienste (FAZ-BiblioNet, SZ LibraryNet sowie DIGAS) wurde eine entsprechende Suchanfrage lanciert, die sich sowohl auf alle Komponenten des Titels (Überschrift, Unterzeile etc.) als auch auf den gesamten Text inklusive etwaiger Bildunterschriften bezog. Um die Häufigkeit der Nennung von Begriffen zu erfassen, die mit dem demografischen Wandel in Zusammenhang stehen, wurde mit einer (case-sensitiven) Trunkierung „demogra*“ gearbeitet. Auf diese Weise berücksichtigt die Suche sowohl das Nomen „Demografie“ (auch „Demographie“) als auch alle Konstellationen, in denen das Wort „demografisch“ (oder: „demographisch“) als adjektiv alleinstehend (z. B. „dies ist vor allem demograf(ph)isch bedingt“) oder mit einem weiteren Hauptwort auftritt (z. B. „dies liegt am demograf(ph)ischen Wandel“ oder „Schuld daran ist die demograf(ph)ische Entwicklung“).

Für weitere Informationen wenden Sie bitte an Sven Stadtmüller vom FZDW.